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Argon Verlag
Caroline Suillvan

 
Rezensionen

Caroline Sullivan: Bye Bye Baby
 

Intim
Kuno Päffkes

"Langweilig", murmelte Zülle in sein Glas Elsässer Riesling. Er stand hinterm Eichentresen seiner "Drachen-Klause", ich davor, zwischen uns die dritte Flasche Wein. Das Gegröle einer bierseligen Busladung Holländer im hinteren Festsaal hatte mich melancholisch gemacht. "S-A-T-U-R-D-A-Y night", texteten sie johlend zur Karaoke-Anlage, "Eijeijeijei just can't wait. Eijeijeijei gotta date ...". Bay City Rollers mit hundert Dezibel. Ich bekam trübe Augen. Der Song, die Band erinnerten mich an die zehnte Klasse, an Partykeller und Chio Chips, an die Siebziger und an Corinna.
Corinna liebte die Bay City Rollers, besonders Sänger Les McKeown, obwohl er nicht singen konnte und übel aussah. Ein bißchen liebte sie auch mich, damals... - Wein und Musik hatten meine Zunge gelöst, nach über 25 Jahren konnte ich über die Nacht sprechen, als Corinna in BCR-Bettwäsche gewickelt, unter einem BCR-Poster auf ihrem Bett lag. Ich lag davor. Meine weiß-besockten Füße hatten sich in der orangen Frottee-Unterhose verwickelt.... "Langweilig", blockte Zülle ab und schaltete den Fernseher über der Theke an.
Caroline Sullivan wurde nicht zurückgepfiffen. In dem Roman Bye Bye Baby erzählt sie ihre gesamte Geschichte als Groupie der Bay City Rollers. Die Teenybopper-Zeit wird mit ironischer Offenheit ausgebreitet, doch Sullivan drückt sich vor dem zentralen Eingeständnis: Nicht jede pubertäre Nähkästchen-Obsession läßt sich zu einer 300-Seiten-Handlung aufblasen. Nicht jeder kleine Fan hat eine große Geschichte. "Langweilig", würde Zülle sagen und Fernsehen gucken.

 

Caroline Sullivan: Bye Bye Baby. Meine tragische Liebesgeschichte mit den Bay City Rollers. Aus dem Englischen von Clara Drechsler. 335 Seiten. Argon. Berlin 2001. 29,90 DM.