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Auf Sonettenkranzkurs
Rolf Birkholz
Auf wilder Fahrt durch die Gefilde, durch Mythen, Träume, Seelenleben bewegt sich das lyrische Ich wie ein treibendes Schiffchen, das Max Schatz in seinem Band Nihilschwimmer in Sonetten und Sonettenkränzen gleichwohl auf Kurs zu halten versteht.
"Nur 'n schweigender Gralshüter ist ein guter, / Apokalypse ist ein Déjà-vu, / das (so der Plan!) der Mensch verkennen sollte. // Vereinsamt driftet weiter unser Kutter, / was schien zu spät zu sein, war noch so früh / und war vorbei, damit's sich wiederhole", endet das Meistersonett zu "Die Wiederkehr".
Max Schatz, 1981 in Russland geboren und in Nürnberg lebend, gießt munter neuen wie auch zeitlosen Inhalt in die alte Form aus je zwei Quartetten und Terzetten, die ein Sonett ergeben, von denen wiederum 14 plus Meistersonett einen Kranz bilden. Der Autor legt den sagenhaften Faden neu aus ("doch möge Ariadnes Schnur nicht knäulen!") und "am Hang des Sisyphos, wahnsinnig steil, / rollt immer schwerer dessen Felsblock-Ball."
Auch in "Allein gegen dein Milieu" folgt auf Zuversicht ("Du kannst die Welt verbessern, dich und mich") bald Skepsis: "Doch das Milieu, in dessen Netz sich wiegen / all off'ne Rechnungen als langer Strich, / all off'ne Türen und wie Gold verblich'- / ner Träumereien tote grüne Fliegen, // dies Milieu verändern kannst du nicht."
Die klassische, gereimte Sonettstruktur nimmt die Inhalte gut auf. Doch manchmal holpert es schon ein bisschen, wenn, um den fünfhebigen Jambus quasi zu erzwingen, die Betonungen unpassend etwa auf Präpositionen fallen. Des Kutters ruderloses Driften wird das nicht aufnehmen sollen.
Als Ausgleich findet Schatz, der auch drei Nachdichtungen in das Buch aufgenommen hat, freilich immer wieder originelle Reimlösungen und überzeugt zudem durch produktive Regelverstöße, wenn er zum Beispiel den zu Beginn eines Kranz-Sonetts zu wiederholenden Schlussvers des vorausgegangenen auch einmal abändert. |
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