Frischer Ton
Joachim Feldmann
Marion Kortstegers Geschichten haben es in sich.
Aber man muss schon genau lesen, um zu merken, was einem da erzählt
wird. Denn diese Autorin versteht sich auf die Kunst der Verknappung.
Marion Kortsteger gibt ihren Figuren eine Stimme. Das sind Mädchen
und Frauen, die sich nicht mit dem zufrieden geben, was ihnen
der Alltag bietet. Die sich auflehnen gegen die schlechte Realität,
auch wenn es ein aussichtsloser Kampf zu werden verspricht und
ihnen nur ihre Träume bleiben. Dann klingelt es an der Tür
und der Staubsaugervertreter ist Tom Cruise. Und wenn nichts anderes
mehr hilft, morden sie auch schon mal.
Diese Geschichten sind manchmal überspannt grotesk und manchmal
von einem beinahe schmerzhaften Ernst. Aber immer kommen sie daher,
als wären sie der Wirklichkeit abgelauscht. Dafür sorgen
nicht nur die geschilderten Situationen, sondern auch und vor
allem die alltagsnahe direkte Sprache der Ich-Erzählerinnen
und die ungekünstelten Dialoge. So gewinnt diese Prosa einen
ganz eigenen, frischen Ton, selten in der neuen deutschen Erzählliteratur.
Sie zu lesen ist ein Gewinn.
|