Was Rosa tut und macht
Andreas Reikowski
Rosa ist eine junge Mutter, die in einer nachgeburtlichen
Depression die Nerven verloren hat und nun ohne Kind und Mann
flieht. Sie landet zunächst in Berlin, wo sie sich mit Kellnern
durchbringt und in einer fremden Wohnung unterkommt, später
gelangt sie bis nach New York. Auch dort simuliert sie eine Freiheit,
die sie verloren hat, und auch dort holt sie ihre Vergangenheit
immer wieder ein. Am Ende schlägt ihr das Gewissen, und sie
ruft den in Leipzig verbliebenen Vater des Kindes an, und wie
es dann ausgeht, bleibt offen.
Das könnte ein schöner runder Roman sein. Was immer
man aber von Rosas Tun und Denken erfährt: Nie steht die
Heldin selbst vor einem. Sie bleibt hohl, weil sie keinen Schritt
ohne das erläuternde Geplapper der altklugen Erzählerin
tun und keinen klaren Gedanken fassen kann. Die Heldin wird nicht
durch Handeln charakterisiert, sondern durch fortwährende
Analyse über Gebühr psychologisiert - und das leider
ganz ernsthaft.
Wo es nur um das hübsche Nacheinander des Wo und Was von
Rosas Tun geht, ist das noch halbwegs erträglich und eben
nur ungeschickt erzählt. Wo es zum Ende hin aber um die Auflösung
geht und sich der Wendepunkt in Rosas Leben in Form einer unbekannten
Autofahrerin verkörpert, die Rosa aufgabelt und am Selbstmord
hindert, stößt diese Erzählweise schmerzhaft an
Grenzen: "Rosa muß die Mauer überwinden, hinter
der ihr Leben wartet. Die Mauer zu überwinden bedeutet, sich
einzugestehen, was geschah. Das Eingestehen bedeutet Konsequenz
und nicht so zu tun, als wäre mit dem Erzählen alles
schon ins Reine gebracht."
Ja, wenn das denn alles wenigstens erzählt und nicht bloß
grob umrissen wäre ...
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