Presse 1980-1987
Andere Stimmen über uns

 

Am Erker besticht durch seinen niedrigen Preis und die folglich ganz und gar unprätenziöse Gestaltung, was der Frische und Spritzigkeit der literarischen Beiträge aber keinen Abbruch tut. Einzige Richtlinie der Redakteure scheint der Hang zum Chaotischen, zum bewusst Richtungslosen zu sein.

Georges Hausemer, Perspektiv, Onofhängig lenks Zeitschreft fir Politik, Wirtschaft a Kultur, Luxemburg, Mai 1980

 

Na gut, wir hausen in einer schwarz ausgeschlagenen Welt, das soll nicht bestritten werden, so wenig wie das Recht des Autors, diese Welt zu reflektieren. Die Monotonie jedoch, der verweinte Konformismus, das synchrone Einerlei, dieser totale Mangel an Ungeduld! Eine Generation auf Halbmast. Was bewirkt wohl solche Poesie? Mitgefühl? Erschrecken? Kaum. Die redeselige Bekümmerung ist schlicht unglaubwürdig, der artistische Umgang mit dem Elend, die liebevolle Genauigkeit, mit der Verstörung zelebriert, Melancholie pointiert wird, das ist doch nichts weiter als Schmerz aus zweiter Hand. Ein einzelner, Rudolf Gier sein Name, schafft den kleinen, ironisierenden Schritt weg von sich selbst. Als Pennbruder glossiert er in fideler angesäuselter Verächtlichkeit die beflissene Unrast seiner Zeitgenossen, gibt sich ungeniert als naturverbundener Romantiker zu erkennen. Schon komisch - ein Trinker ausgerechnet als der letzte nüchterne Mohikaner?

Bernd Behr, Münstersche Zeitung, 15.8.1980

 

Wer sich für das interessiert, wie jenseits des etablierten Buchmarktes Literatur gemacht wird, und selbst gerne schreibt, dem bietet eine in Münster erscheinende Zeitschrift für Literatur Information und Betätigungsfeld: Am Erker. Es ist eine handliche self-made-Broschüre, die kürzlich ihre neunte Ausgabe auf den Markt brachte. (...) Am Erker ist eine Alternative in Lyrik und Prosa, ohne deswegen gewaltsam alternativ sein zu wollen. Ausgerichtet mit humorigen Photokollagen, bietet das zielgruppenfreie Blatt unter anderem auch Rezensionen und Hinweise auf Literaturveranstaltungen. Der Hauptanteil der rund vierzig Seiten ist jedoch zeitkritischen kurzen Geschichten und Gedichten vorbehalten.

Harry Herb, Münstersche Zeitung, 12.5.1981

 

es fehlt freilich auch nicht an ärgernissen: wenn günter schwittai etwa seine prosaskizzen unpassend in ein lyrisches gewand kleidet. oder georges hausemer betont lapidar banalitäten zum austrocknen bringt, anstatt sie zu beleben (der hausemer kann mehr, vielleicht sollte er sich auf die lyrik spitzen?), und wieder erfreuliches: die texte von karl norbert scheuer, die von hans kern und rudolf gier, wenn auch den beiden letzten störende stilistische entgleisungen unterlaufen - schludrigkeit ist ja ohnehin ein markenzeichen vieler junger autoren.

Udo Pasterny, Ulcus Molle Info 10-12/1983

 

Die mächtige Konkurrenz aus Münster, die Zeitschrift Am Erker, hat sich allerdings in zäher Kleinarbeit aus ihrem Nischendasein befreit und sich mit den Jahren immer stärker auf experimentelle Prosa konzentriert.

Michael Braun, Communale Heidelberg Nr. 38/1984

 

Man pflegt zu sagen, daß Literatur immer ein Ausdruck der Zeit ist. Im am erker entstehen gelangweilte Zeitgenossen mit Lust am mörderischen Zeitvertreib.

Susanne Maetzke, Westfälische Nachrichten, 25.7.1985

 

Oh Gott, was ist denn da passiert? AM ERKER war nach KULTUHR und STERZ eine der raren deutschen Literaturzeitschriften, die auch ein angenehm schräges Layout hatten. Und jetzt: eine pseudo-anspruchsvolle Lesebuchaufmachung. Blocksatz, durchgehend gleich langweilige Titelschriften und ein paar Krusselskizzen. Mehr nicht. Da können die Geschichten und Buchbesprechungen so gut sein wie eh und je: Wer liest denn so was ohne Augenschmerzen?

Frank Böhmert, Ulcus Molle Info 4-6/1987

Fazit: Obwohl mir das DIN A5-Format nicht zusagt - das Cover ist optisch gelungen und die Qualität der Kurzprosa überdurchschnittlich.

Wolfgang Reus, Ulcus Molle Info 4-6/1987