Dass mit Mars etwas nicht stimmt, haben auch
seine Spießgesellen Kevin und Dennis Rooney ziemlich schnell
geahnt. Aber nun ist es zu spät. Nach einem misslungenen
Raubüberfall sitzen die drei in einer Luxusvilla, während
draußen die Polizei wartet. Dabei wollten sie nur ein Auto
kapern. Aber jetzt haben sie einen bewusstlosen Mann und seine
beiden Kinder in ihrer Gewalt.
Jeff Talley ist der örtliche Polizeichef. In einem früheren
Leben war er Chefunterhändler bei einem Sondereinsatzkommando
für Geiselnahmen. Nun hat er wider Willen seinen alten Job
wieder. Aber dieses Mal ist es kein normaler Einsatz, denn der
Mann, um dessen Leben er verhandelt, arbeitet als Steuerberater
für das organisierte Verbrechen. Nur ungern würde der
lokale Mafiaboss seine Bilanzen in den Händen der Polizei
sehen. So lässt er kurzerhand Talleys Frau und Tochter entführen,
um Druck auf den Polizisten auszuüben.
Robert Crais' Thriller Hostage
ist ein Stück wohlkalkulierter Spannungsliteratur, das sich
leider manchmal zu intensiv den Motiven seiner Figuren widmet.
Romane wie dieser vertragen nur eine bestimmte Dosis Psychologie.
Andererseits versteht es Crais ganz ausgezeichnet, den Plot durch
immer neue Wendungen voranzutreiben. Die Rolle, die Mars in diesem
Zusammenhang spielt, soll nicht verraten werden. Aber dass jemand,
der seine Pizza gerne mit Hotdogs, Rührei, Chilisoße
und Butter veredelt, auch noch für andere Überraschungen
gut ist, liegt nahe.
Ein regelrechter Gourmet ist dagegen der ehemalige Fremdenlegionär
Francois, der in Katrin Mackowskis Kriminalroman
Die falsche Frau eine zentrale Rolle spielt. Aber er ist
auch ein Meisterkoch. Gerade erst hat er einen Batzen tiefgefrorenes
Rindfleisch im Asia-Laden erstanden, da schmurgelt der Braten
(in Shaoxing-Reiswein) schon im Ofen. Allerdings mutet Mackowskis
Verwirrspiel um Männerfreundschaft und Verrat, Drogenhandel
und Mord insgesamt ein wenig wie schockgefrostet und erst halb
aufgetaut an. Garniert wird das Ganze mit Sätzen wie "Das
Gesicht an die Scheibe gelehnt, zogen langsam Straßenlampen
und Elektroleitungen vorbei" zu lesen. Schade um den schönen
Schauplatz Wien; dieser "raffinierte Krimi" (Klappentext)
hätte ein bisschen mehr Sorgfalt bei der Zubereitung gut
vertragen können.
Bodenständig wie der Name seiner Hauptfigur kommt Walter
Wolters zweiter Roman um den Privatdetektiv und früheren
Profiboxer Bruno Schmidt daher. Auf den ersten Blick sieht der
Fall einfach aus. Schmidt soll in die Kleinstadt Bad Liebenau
fahren und im Haus des verstorbenen Globetrotters Wolf Luckner
zwei Millionen Mark sicherstellen. Der Alleinerbe, ein junger
Mann namens Raoul Raschke, kann leider nicht selbst nach dem Geld
suchen, da er durch einen längeren Aufenthalt in der Justizvollzugsanstalt
Tegel verhindert ist. Selbstredend bringt der Auftrag erhebliche
Komplikationen mit sich, nicht zuletzt, weil der Detektiv in dem
Provinzstädtchen auf einen psychisch derangierten Bankangestellten
trifft, der in ihm partout jenen Geiselgangster wiederzuerkennen
glaubt, dem er sein Trauma verdankt. Verdammter Räuber
ist ein routiniert geschriebener Krimi, in dem sich Spannung und
ein leicht sarkastischer Humor wunderbar ergänzen. Dass Wolter,
vor allem in den unvermeidlichen erotischen Szenen, das Klischee
nicht scheut, tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch.
Eher wenig Glück bei Frauen hat Markus Waldo, den einst ein
mittlerweile längst abgebrochenes Studium nach Halle an der
Saale verschlagen hat und der sich nun, nach einem Lehrgang bei
der Zentralstelle für die Ausbildung im Detektivgewerbe,
als privater Ermittler versucht. Noch immer trauert er seiner
Ex-Freundin Annette hinterher, und auch die Klientin, die sich
an einem Dienstag in seinem Büro einfindet, entspricht nicht
dem Bild, das man aus einschlägigen Detektivromanen kennt.
Jasmin Bärfelde ist Anfang vierzig und hat gerade ihren Mann
durch einen Verkehrsunfall verloren. Nur dass sie nicht an einen
Unfall glaubt. Vielleicht hat ja der Arbeitsplatz des Verstorbenen,
eine umstrittene Schweinemastanlage, etwas mit seinem Ableben
zu tun. Wer weiß, wozu wütende Tierschützer imstande
sind ...
Waldo hat also einen klassischen Fall. Und er klärt ihn auch
auf. Das heißt, sehr viel trägt er eigentlich nicht
zur Auflösung bei, obwohl er sich redlich müht und Gefahren
nicht scheut. Mit Schweinemästern ist nämlich nicht
zu spaßen.
Markus Waldo ist ein sympathischer Verlierertyp, dem man gerne
bei der Arbeit zuschaut. Dafür sorgt die Mischung aus Ironie
und Anteilnahme, mit der sein Erfinder, der Journalist Peter
Godazgar, von ihm erzählt. Hoffen wir, dass es nicht
bei dem einen Abenteuer Unter Schweinen bleibt.
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: Hostage
- Entführt. Roman. Aus dem Amerikanischen von Andreas
Heckmann. 445 Seiten. Goldmann. München 2005. € 7,95.
: Die
falsche Frau. Roman. 315 Seiten. Kunstmann. München
2005. € 19,90.
: Verdammter
Räuber. Roman. 282 Seiten. Gollenstein. Blieskastel
2004. € 19,90.
: Unter
Schweinen. Kriminalroman. 237 Seiten. Grafit. Dortmund
2005. € 8,95.
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