Geld und Macht
Stefan Nienhaus
Bei dem Namen Medici wird man meistens wohl zuerst
ihr Mäzenatentum assoziieren, wird an herrliche Palazzi,
als Kenner der Renaissance-Dichtung auch an die schönen Verse
von Lorenzo il Magnifico und vielleicht auch an den internationalen
Geldhandel denken. Wie nun alles das zusammenhängt, und wie
letztlich alles sich auf die Freuden und Leiden des Finanzgeschäfts
beziehen lässt, davon erzählt auf unterhaltsame Weise
das Buch Das Geld der Medici von Tim Parks. Weiter ausgesponnen
hätte es eine Buddenbrook-Sage vom Aufstieg und Fall der
Bankiersfamilie werden können. Aus ironischer Distanz erfährt
man eine ganze Menge von der politischen Macht des Geldes, nicht
nur im Kampf um die Florentiner Lokalregierung, sondern vor allem
auch im Verhältnis zum Papsttum. Nach dem Untergang des Bankhauses,
dessen Geld von Lorenzo fast ausschließlich für seine
dynastischen Ambitionen verschwendet worden war, wurde die heruntergekommene
Familienwirtschaft durch einen Medici-Papst wieder saniert. Doch
auch zu den Zeiten, als es noch nur ums Geld ging, drehte es sich
immer auch schon um die Macht, die man mit Geld kaufen kann: Die
Medici verpflichteten sich die Päpste, indem sie ihnen Geld
zum Kriegführen liehen und zur Zahlung der Reparationen,
wenn sie den Krieg verloren: "Unverzichtbar - und dazu freundlich
-, wie die Bank war, übernahm sie es, dem Papst vorzuschlagen,
wen er für dieses oder jenes Bistum ernennen sollte und kassierte
dann, wenn der Ernannte seine Position antrat, das fällige
Honorar." Die Erläuterungen der Tricks, mit denen man
durchs Geldverleihen in einer Zeit, in der der Zins als Sünde
des Wuchers verdammt war, trotzdem verdienen konnte, lohnen allein
schon die Lektüre des Buchs. Vergnüglich ist auch der
Wunsch der Bankiers, so oft wie möglich auf den kommissionierten
Bildern im Kreis oder wenigstens am Rande der Heiligen zu erscheinen:
Das schlechte Gewissen drückte die ehrenwerten Männer
im Konflikt, Geld anzuhäufen und doch in den Himmel kommen
zu wollen, ließ sich aber durch viele bezahlte Messen und
schöne fromme Bilder beruhigen. Manchmal hat man freilich
den Eindruck, dass Parks doch etwas zu viel Mitleid mit der Zwangslage
der Banker zeigt, als ob sie doch eigentlich nur ein fruchtbringendes
und dem allgemeinen Wohl dienendes Gewerbe verträten, dem
nur durch unnötige theologische Spitzfindigkeiten das redliche
Leben schwergemacht wird. Lorenzo, der mit dem Geschäft nichts
mehr am Hut haben wollte, erscheint da als unverantwortlicher
Verräter am Familiencodex, und das haben, finde ich, dann
doch weder seine Verse noch sein großartiges Wirken als
Mäzen verdient.
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